Nun ist gleich Weihnachten. Wie in einem Endspurt verlaufen die letzten Wochen, als würde das ganze Jahr auf diese drei Tage hinaus laufen; und wie in einem Rausch würde das Jahr in diesen drei Tagen in einem großen Fest kulminieren. Und hier muss dann alles perfekt sein.
So perfekt, dass es nicht gelingen kann; dass nicht fertig ist, was fertig sein sollte; dass nicht fröhlich ist, wer hier gestresst ist; dass nicht erfüllt wird, wo Erwartungen in himmlische Höhen wachsen.
Aber Weihnachten ist doch ein schönes Fest, ein wundervolles Fest, ich mag es – sehr sogar. In vielerlei Hinsicht: in seiner klassischen Bedeutung natürlich, dass uns ein Heiland geboren ist. Aber auch alles symbolisch-bildliche, das darin auch steckt: dass Wunder geschehen, inmitten der Stille; dass Licht in die Finsternis kommt, in der scheinbaren Verlassenheit; dass Frieden auf Erden kommen kann; dass es ein Fest der Verbundenheit unter Fremden gibt; dass dass es Zeichen gibt, die einem den Weg weisen. Aber: Sehen wir die Zeichen?
Weihnachten ist aber auch das Fest des Wahrnehmens, des Wachsam-Seins und des Erkennens.
Das dachte ich, als ich gestern in Hamburg in der Kunsthalle war und Vergnügen hatte an verschiedenen Anblicken. Wahr-Nehmen, Hin-Horchen… sehen, empfinden, ausdrücken… achtsam und voll Anerkennung, Leidenschaft und Hingabe für den Augen-Blick. Und den Moment ganz in sich aufnehmen, wunder-voll.
Tomitaro Nachi (1924-2007): No title (never ending), 1973
Und dann könnte man glatt das Gedicht der „Stufen“ von Hermann Hesse abwandeln…
Und jedem Zauber wohnt ein Anfang inne,
der uns umfängt und der uns wärmt,
trägt durch Zeit und Unruhe,
bis es Stille wird in uns.
Ein wunder-volles und leuchtendes Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen von Herzen!
Ihre Ann Krombholz
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