… drum ist einer nicht genug!
Dies sagte immer wieder einer meiner Coaching-Lehrer, Dr. Gunther Schmidt vom Milton-Erickson-Institut in Heidelberg. Sie stutzen? Fehler machen, das sollte man doch lieber vermeiden! Ist es nicht so?
Recht haben Sie! Fehler sind nichts Schönes, schließlich weist uns schon das Wort „Fehler“ darauf hin, dass da etwas nicht richtig gelaufen, also falsch ist. Und falsch ist schlecht. Fehler sind also schlecht!
Dabei war ja ein richtiges Verhalten beabsichtigt gewesen – und nun das!
Ein richtiges Verhalten, ein richtiges Ergebnis… in welcher Hinsicht? Wenn wir in Kategorien von richtig und falsch denken, dann befinden wir uns im Bannkreis von dualen Paaren wie wahr und unwahr, schön und häßlich, wertvoll und wertlos, teuer und billig, gut und böse, … Aber ist unsere Welt nicht wesentlich komplexer? Was bedeutet es – bei näherer Betrachtung – wenn wir sagen, etwas sei richtig? Richtig für wen, wann, wo und in Bezug auf was? Etwas kann doch jetzt im Augenblick für den einen richtig sein, was übermorgen für die anderen so gar nicht richtig und gut ist.
Ein Fehler impliziert, dass das erwartete Ergebnis nicht erbracht wurde. Das bedeutet aber, dass bereits eine Vorstellung für ein konkretes Ergebnis existiert. Macht das immer Sinn? Natürlich in Bereichen, die in Form von Zahlen, Daten, Fakten abgebildet werden können.
Wie sieht es für andere Themenfelder aus? Spätestens wenn wir eine Fragestellung haben, für die wir neue Antworten suchen, weil die alten nicht mehr dienen (z.B. die Frage nach einer neuen Technik für den gelingenden Hochsprung in die Meisterklasse), dürfen wir uns nicht mehr auf ein bestimmtes Ergebnis fixieren.
Neues bedarf des Versuchs und Versuche bedingen ein offenes Ende. Die Alternative hieße, das Alte, nicht mehr Dienliche, anzuwenden, oder tatenlos zu verharren. Beides führt nicht weiter.
Fehler zu machen, das passiert, sobald wir gewohnte und alte Wege verlassen – das kann durchaus weise sein. Aus den Konsequenzen ziehen wir unsere Schlussfolgerungen, und das ist klug. So lernen wir im Versuchen – je öfter, desto mehr!
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Diese Grafik habe ich nach der Veröffentlichung des Beitrags von einem guten Freund zugeschickt bekommen: passt. Und der Artikel, der zu dieser Grafik gehört, auch – siehe Twitter Prof Scott Galloway.
Hier können Sie mehr dazu lesen:
There’s a psychological reason why being open to failure often leads to insane success
Beitragsfoto: Foto von Stefan Schurr © Adobe Stock
Liebe Frau Krombholz, ich stöbere so gerne in Ihrem BLOG. Mir gefallen viele Inhalte, die mich sehr inspirieren. Manchen Impuls nehme ich wahr wie eine Masche , die mir einst beim Stricken verloren ging. Dann nehme ich den Faden wieder auf, um ihn auch mit Freunden in den gegenseitigen Gedankenaustausch einzuarbeiten. Manchmal spinnen wir diesen Faden weiter, und es entstehen immer wieder anregende Unterhaltungen ( wenn auch derzeit leider nicht am selben Tisch sitzend… )
Es spricht mir so aus der Seele, was Sie zum Thema „Fehler “ schreiben. In einem sehr kreativen Seminar für pädagogische Führungskräfte durfte ich lernen, dass das Wort „FEHLER,“ wenn man die Buchstaben durcheinander würfelt und anders zusammensetzt, in das Wort “ HELFER “ verwandelt werden kann. Eine tolle Idee 🙂 Vielen Dank für die Erinnerung daran, und dies im Gedächtnis zu behalten. Fehle können so nützlich sein:-)
Das freut mich aber, liebe Frau H. 🙂 Danke für Ihr Feedback. Und das mit dem Fehler-Perspektivwechsel ist ja klasse. So eine Neu-Aufstellung (auch von Buchstaben) kann zusätzliche Aspekte frei werden lassen.
Hier noch ein tolles Zitat, das ich vergangene Woche gelesen habe: „Fehlerfreundlichkeit ist eine Kompetenz, die für ein geglücktes Leben genauso wichtig ist wie die Kompetenz, gute Entscheidungen zu fällen.“ (Maja Storch in „Das Geheimnis kluger Entscheidungen“).
Dann mal viel Erfolg und alles Liebe beim (immer wieder lernenden) Tun!