Arbeiten um zu leben? – „Stationen“, BR Fernsehen vom 19.09.18, 19:00

Von: Elisabeth Möst, Stand: 13.09.2018, www.br.de

„Den größten Teil unserer Wachzeit verbringen wir mit Arbeit. Alles in allem zwar weniger als ein Viertel des (Erwachsenen)Lebens, aber gefühlt doch viel mehr. Daher wünschen sich die meisten, im Beruf etwas Sinnvolles zu tun.

Sehnsucht nach Sinn im Job

Am Arbeitsplatz etwas Sinnvolles tun ist für die meisten Arbeitnehmer sogar wichtiger als ein hohes Gehalt. Das ist ein Ergebnis der Umfrage des „Fehlzeiten-Report“ der AOK. Auch, dass man sich in der Arbeit wohlfühlt, gut mit Kollegen zusammenarbeit, ein gutes Verhältnis zum Chef hat, sorgt dafür, dass Beschäftigte ihren Job als sinnvoll erleben, sich wertgeschätzt fühlen und seltener krank werden.

Gedichteschreiberin oder Manager?

Doch was sinnvoll ist und welchen Stellenwert die Arbeit im Alltagsleben einnimmt, das wird sehr unterschiedlich empfunden. Frédéric Munch ist Manager bei einem Konzern und rund um die Uhr erreichbar. Für ihn gibt es keine Überstunden oder freie Wochenenden, und mehrmals in der Woche steigt er ins Flugzeug zu Terminen und Meetings. Das empfindet er persönlich aber nicht als Stress.

„Arbeit macht mir riesig Spaß, da schaue ich nicht auf die Stunden. Ich kann nicht einfach nichts machen, das entspricht nicht meiner Persönlichkeit.“ (Frédéric Munch (42), Manager)

Luisa Pointner hat eine ganz andere Vorstellung, wie sie ihre Arbeistzeit verbringt. Sie hat ihren Beruf als Konditorin gekündigt und schreibt nun Gedichte auf Festivals. Nebenbei jobbt die 27-jährige in einem Bioladen.

„Manchmal frag ich mich, ob es Luxus ist, dass ich für mich sagen kann: Arbeit muss Sinn machen. Weil ich glaube, nicht jeder Mensch hat die Wahl. Aber ich finde, hier haben wir die Wahl. Und ich glaube, wenn jeder seine Energie in etwas stecken würde, was er liebt, dann würden Konzerne, die andere ausbeuten, nicht mehr existieren.“ (Luisa Pointner (27), Gedichteschreiberin)

Wie finde ich eine sinnvolle Arbeit?

Oft möchten sich Menschen beruflich neu orientieren, weil sie sich in ihrem Beruf oder in ihrer Stelle nicht mehr richtig fühlen. Oder es kommt eine Kündigung?
Coach Ann Krombholz berät seit mehr als zehn Jahren Menschen, die sich beruflich in einer Sackgasse befinden und geht mit ihnen auf die Suche nach mehr Zufriedenheit und Glück im Job. Denn Arbeit, das sagen die meisten, soll ihnen auch Spaß machen. Was damit gemeint ist?

 

„Wenn ich sage, etwas soll mir Spaß machen, da meine ich auch, dass es etwas ist, das ich gerne tue, etwas, das Freude bereitet und dies sogar im nachhaltigen Sinn: es soll Freude machen und Sinn vermitteln, so dass ich erlebe ‚das, was ich tue, mache ich gerne, weil es mir ein gutes Gefühl gibt – persönlich und inhaltlich.“ (Ann Krombholz, Beraterin und Coach, München)

Nicht immer muss Unzufriedenheit bedeuten, den Job hinzuwerfen oder umzusatteln. Manchmal sind es auch nur das Umfeld oder die Einstellung, die geändert werden müssen. Eine Feststellung von Ann Krombholz macht nachdenklich: Je näher ein Beruf am Menschen ist, desto weniger verdient man. Doch letzlich kommt es darauf an, was für den einzelnen wichtig ist.“

Alle Beiträge der Sendung:

  • Arbeit mit Herz: Gedichteschreiberin Luisa. Von Linda Hofmeier und Elisabeth Tyroller
  • Leben für die Arbeit: Manager aus Überzeugung. Von Susanne Fiedler
  • Ora et labora: Arbeit in den Religionen. Von Iris Tsakiridis
  • Träume und Wünsche: Jugend im Arbeitsamt. Von Linda Hofmeier und Elisabeth Tyroller

Die Gespräche und der Austausch mit Elisabeth Möst und Benedikt Schregle waren anregend und haben mir Spaß gemacht. Und beim Dreh habe ich mich sogar ein bisschen  als Schauspielerin ausprobieren dürfen – es wird aber doch keine neue Profession für mich. 😉

Den Beitrag können Sie ansehen in der Sendung „Stationen“,

  • Mittwoch, 19.09., 19:00 Uhr auf BR Fernsehen oder
  • Samstag, 22.09., 10:30 Uhr auf ARD-alpha
  • oder zu jeder Zeit in der Mediathek der Sendung bzw. über die ARD-Mediathek