Beim Mittagessen in einem netten Lokal in der Nähe meines Büros, unterhielten sich zwei Frauen über ihren Urlaub. Der Tisch war klein, ich wurde zur Zuhörerin.
Die eine erzählte von schönen Tagen und gutem Essen im Périgord in Frankreich, die andere von Erlebnissen mit der Schwiegermutter. Das Zusammenleben im Ferienappartement schien einige Tücken zu haben. Teilweise belustigt, teilweise verständnislos erzählte sie von verschiedenen Situationen. „Als ich uns zum Frühstück einen großen, bunten Obstsalat gemacht habe, – stell‘ dir vor – da sagt meine Schwiegermutter doch tatsächlich: ‚Obstsalat zum Frühstück? Nein, den isst man doch zum Nachtisch. Nein, den kann ich jetzt nicht essen.‘ Komisch, oder? Nur weil sie es noch nie getan hat, ist das doch kein Grund es nie zu tun!“
Stimmt, so schnell bauen wir Mauern um uns und behindern selber neue Erfahrungen. Gewohnheit und Bequemlichkeit können so leicht mit dem eigenen Wesenskern verwechselt werden und zur Identitätsfrage werden: so bin ich halt! So habe ich es immer gemacht! Trügerisch. Ich bin zwar in der Folge für mich und andere berechenbar, einschätzbar und biete keinen Grund für Überraschungen, doch bleibe ich auch im engen Zirkel meiner Anschauung stehen; Veränderung und Bewegung bleiben aus, sind unmöglich.
Ich bin fertig mit meinem Nachtisch und gehe zurück ins Büro. Die Damen unterhalten sich noch weiter.
Angekommen suche ich das Bild, das mir neulich ein Freund geschickt hat. Alles ganz schön vertrackt… na, vielleicht aber auch gar nicht so arg.
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