Achtsamkeit, Meditation, wertschätzende Kommunikation und Kritisches Denken, das sind die Inhalte des Faches Glück. Indische Kinder in Neu-Dehli haben in der Schule das Schulfach Happiness Class, täglich. Täglich eine Schulstunde lernen die Kinder zwischen 7 und 14 Jahren neben den üblichen Fächern Mathe, Englisch, Geografie, etc. auch was glücklich macht. Wir können von ihnen lernen.
Das Ergebnis: Die Kinder sind konzentrierter, sprechen ruhiger miteinander, tauschen sich aus, streiten weniger, körperliche Auseinandersetzungen sind geringer geworden. Und die psychische Belastung der Kinder ist zurückgegangen. Durch eine Stunde Glücksunterricht pro Tag!
Im Radio habe ich einen interessanten Beitrag von ARD-Korrespondent Sebastian Manz gehört. Er hat den Unterricht begleitet und darüber berichtet. Der Unterricht beginnt z.B. mit einer kurzen Meditation: die Kinder schließen die Augen und lauschen dem Regen. Sie machen nichts anderes, als zu lauschen.
Danach gibt es eine Fragestellung, über die sie gemeinsam sprechen.
Wichtige Regel: Jede*r hat Recht, niemand hat Unrecht, alles ist OK, jedes Kind ist in Ordnung!
Es gibt kein Richtig und kein Falsch und natürlich keine Noten! Die Fragen, denen sich die Kinder gemeinsam widmen, sind Themen wie „Was sagt Geld über den Charakter einer Person aus?“ Sie diskutieren über persönliche Werte, aber auch Krisen und Ängste sind Teil des Glückunterrichts. Hier soll alles auf den Tisch, was sonst zu kurz kommt. Neben den Veränderungen für die einzelnen Kinder, gibt es auch Veränderungen im Miteinander: der Zusammenhalt in der Klasse ist größer geworden, es gibt viel mehr Höflichkeit und Wertschätzung im Umgang miteinander.
Das Pilotprojekt war entwickelt worden, nachdem immer mehr Kinder unter soziale und emotionale Problemen leiden, Depressionen und Suizide nehmen zu, weil mittlerweile schon die Kleinsten einem gewaltigen Leistungsdruck ausgesetzt sind. So wurde beschlossen einen Lehrplan zu entwickeln, der dem etwas entgegensetzt. Das Pilotprojekt wird nun auf ganz Indien übertragen. Die Ergebnisse überzeugen auf ganzer Breite.
Ist das nicht eine großartige Nachricht? Kinder lernen, was Glück ausmacht! Sie lernen den Moment wahrzunehmen. Sie lernen ihre Gefühle und Werte zu erkennen und sich darüber auszutauschen. Sie erfahren, dass andere Kinder eine andere Meinung haben, eine andere Wahrnehmung – und dass dass OK ist. Und sie lernen, dass man ruhig und wertschätzend miteinander sprechen kann, auch über persönliche Themen, auch über Gefühle. Ein Meilenstein für jede*n Einzelne*n, ein Meilenstein für das Miteinander!
Besonders berührt haben mich die Worte der Kinder, die von Sebastian Manz befragt wurden. Ein Mädchen sagt: „Wir unternehmen Dinge, die uns wichtige Werte vermitteln. So habe ich schon eine Menge fürs Leben gelernt.“ Und ein kleiner Junge sagt: „Meine Konzentration ist viel besser geworden. Ich bin so dankbar für den Unterricht hier. Ich kann’s kaum in Worte fassen.“
Glück ist ein gutes Miteinander. Glück ist im Moment. Glück ist sich selbst sein zu dürfen.
Den Beitrag habe ich am Freitag, 05.08. in BR2 (Radiowelt 6.05-8.30 Uhr) gehört.
Einen Artikel dazu habe ich hier gefunden: Deutschlandfunk Nova
Beitragsfoto: Nejron Photo © AdobeStock
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